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Steinsetzungen in der Wüste - Die Sprache der Steine - Portfolio von Jörg Mollet
Steinsetzung: Rundgrab im Messak-Gebiet
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Von Aurel Schmidt

Die Wüste ist wie ein aufgeschlagenes Buch, wenn man es versteht, die von Menschen hinterlassenen Zeichen zu lesen. Die Weite des Raums hat die Menschen gezwungen, Steine zu setzen und zu arrangieren, um sich zu orientieren.

Wenn sich die Karawanen niedergelassen haben, bestand ihre erste Tat darin, den Platz zu markieren. Nur der kleinere Teil der Wüste besteht aus Sanddünen, der grössere Teil sind Ebenen aus Stein und Geröll, die sich bis an den Horizont ziehen, aus Wadis (Tälern), die von steilen Felswänden umgeben sind, aus felsigen Hügeln und schroffen Bergformationen.

Wenn die Karawane Halt macht, räumen die Menschen als erstes die Steine weg, legen den Grundriss einer Moschee fest, säubern den Platz, richten ein Nachtlager her und bestimmen die Kochstelle. Alles dies sind Handlungen, um in der schwer einzugrenzenden Weite einen Ort zu besetzen, der den Mittelpunkt bildet, und um auf diese Weise die Wüste wohnlich zu machen. 

Die angetroffenen Spuren legen Zeugnis ab, dass die Wüste kein leerer oder lebloser Raum ist, kein exterritoriales Gelände, kein flacher Ort, sondern Menschen sie immer wieder durchquert und, wenn auch nur vorübergehend, im Vorbeiziehen, eingenommen haben. Die Zeichen mögen schwach sein, aber übersehen lassen sie sich nicht.

Der Wüstenboden, ob Sand, Stein, Fels, Tal, Gebirge, stellt sich so als lebendiger Untergrund dar, aus dem hervorgeht, dass die Wüste eine Geschichte hat. Die Felszeichnungen weisen weit in die Vergangenheit zurück, während die Steinsetzungen Auskunft über die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart geben.