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NZZamSonntag berichtet über Swiss-Libyen Art Project

NZZamSonntag, 13. September 2009

Dreharbeiten von Schweizer Künstlern, die seit Jahren mit libyschen Kollegenzusammenarbeiten, sind blockiert. Das Filmprojekt wird wohl beerdigt.

Heidi Gmür

Der Solothurner Künstler Jörg Mollet und der Basler Schriftsteller Aurel Schmidt hatten die Hoffnung auch nach Ausbruch der diplomatischen Krise im Juli 2008 nicht aufgegeben. Zu Recht, dachten sie, als sie vor zwei Wochen vom Abkommen zwischen der Schweiz und Libyen erfuhren. Zu Unrecht, müssen sie sich jetzt wiederum eingestehen. «Bereits im März wollten wir mit den Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm in Libyen beginnen, erhielten aber keine Visa mehr», sagt Mollet. Man habe gemeinsam mit dem Dokumentarfilmer Bruno Moll gewartet und gehofft; das Drehbuch liegt längst vor. Da nun aber trotz Abkommen nicht absehbar sei, wann sich die Lage entspanne, «werden wir das Projekt wahrscheinlich beerdigen müssen», sagt er. «Selbst wenn wir Visa erhielten, wäre es wohl zu riskant, in Tripolis Dreharbeiten durchzuführen.»

Das Filmprojekt ist Bestandteil eines schweizerisch-libyschen Kulturaustausches, den Mollet und Schmidt vor vier Jahren initiiert haben. Das Patronat hat die Uno-Organisation Unesco übernommen. Ausgehend von den steinzeitlichen Felszeichnungen in Libyen , solle das Projekt einen Bogen zum modernen Libyen schlagen, heisst es auf der Website swiss-libyan-art-project.info. Die Internetseite ist ihrerseits Bestandteil des Kulturprojekts. «Für die libyschen Künstler ist das Projekt ein Ausweg aus der Isolation», sagt Mollet. Etwa für den Maler Ali Ezouik, der seine Bilder vor zwei Jahren in einer Genfer Galerie und letztes Jahr an der Zürcher Kunstausstellung Kunst 08 ausstellen konnte. In Zürich mussten sich die Besucher jedoch mit Ezouiks Aquarellen zufriedengeben. Auf die Ankunft des Künstlers warteten sie vergeblich – denn es war November, die Krise war bereits ausgebrochen.